Anfang der siebziger Jahre entstand durch die Kreisreform der Landkreis Karlsruhe. Mit diesem Hintergrund erfolgte 1975 auch aus den beiden Kreisfeuerwehrverbänden Bruchsal und Karlsruhe der Zusammenschluss und die Neugründung zum Kreisfeuerwehrverband Landkreis Karlsruhe, welcher in diesem Jahr nun sein Jubiläum feiern darf.

Der Kreisfeuerwehrverbandsvorsitzende Eckhard Helms begrüßte am Jubiläumsfestabend Landrat Dr. Christoph Schnaudigel sowie den Ersten Landesbeamten Knut Bühler. Zahlreich geladene Gäste bestehend aus Landtagsabgeordnete, Kreistagsmitglieder, Oberbürgermeister und Bürgermeister, dem neu gewählten Präsidenten des Landesfeuerwehrverbandes Michael Wegel und Präsidiumsmitglied Thomas Häfele folgten der Einladung nach Ettlingen wie auch Kreisbrandmeister Jürgen Bordt und seine Stellvertreter Bertram Maier, Bernd Molitor und Dominik Wolf sowie der stellvertretende Schulleiter der Landesfeuerwehrschule Christoph Slaby sowie Bezirksbrandmeister Jürgen Link. Alle Vorsitzenden der Kooperation der Stadt- und Kreisfeuerwehrverbände im Regierungsbezirk Karlsruhe und Vertreter des Regional Feuerwehrverband Vorderpfalz und der Vorsitzende der Kameradschaft der Feuerwehr Lauterbourg/Frankreich.

„In den letzten 50 Jahren habe sich so einiges verändert“, so Eckhard Helms. Die Feuerwehrtechnik in Fahrzeugen und Gerätschaften habe sich weiterentwickelt, die Schutzausrüstung besteht heute nicht mehr aus Filzstoffen gefertigten Diensthosen- und –jacken, sondern aus z.B. modernen Kevlar und Nomex Fasern, welche vor Hitze und Flammen einen großen Schutz bieten. In der Fahrzeugtechnik ist die Elektronik eingezogen.

Der Kreisfeuerwehrverband Landkreis Karlsruhe beherbergt heute insgesamt 32 Gemeindefeuerwehren und drei Werkfeuerwehren mit insgesamt 4.332 aktiven Kameradinnen und Kameraden. Hinzu kommen 356 Musiker und Musikerinnen sowie 1.037 Kameradinnen und Kameraden in den Seniorenabteilungen. Insgesamt besteht der Kreisfeuerwehrverband zusammen mit den Kinder- und Jugendfeuerwehren aus 8.140 Mitgliedern.

Die Aufgaben des Verbandes waren zunächst Lobby-Aufgaben und die Mitgliedergewinnung. Aktionen der Öffentlichkeitsarbeit, sowie Fort- und Weiterbildungsarbeiten – mittlerweile auch in Kooperation der Stadt- und Kreisfeuerwehrverbände.

Eckhard Helms war auch sichtlich stolz auf die Erfolgsgeschichte des eingerichteten SozialFonds, welcher durch Spenden gefüttert wird und in Not geratenen Feuerwehrangehörigen, aber auch deren Angehörigen zur ersten finanziellen Überbrückung bzw. Unterstützung zur Verfügung steht.

„Ein Wechsel hin zu mehr Hauptamtlichkeit werden wir nicht bezahlen können. Wir werden weiterhin um freiwillige Kräfte werben müssen“, gab Eckhard Helms einen Ausblick in die Zukunft. Das Ehrenamt müsse weiterhin gepflegt und nach vorne gebracht werden. Dies sei nicht nur die Hausaufgaben der Kommandanten, sondern vor allem auch der Bürgermeister, Oberbürgermeister und Gemeindevertretern. Ein größeres Engagement bzw. die Einbindung der Bürger mit mehr Verantwortung für ihre „Heimat“ würde immer wichtiger, schloss Eckhard Helms seine Festrede an diesem Abend.

Aber nicht nur der Kreisfeuerwehrverband Landkreis Karlsruhe, sondern auch die Kreisjugendfeuerwehr Landkreis Karlsruhe besteht schon seit 50 Jahren und feiert in diesem Jahr ebenfalls ihr 50-jähriges Jubiläum. „Als die Kreisjugendfeuerwehr Landkreis Karlsruhe vor 50 Jahren entstand, war es gerade erst möglich geworden, als Mädchen in die Jugendfeuerwehr einzutreten und es hat bis zum Jahr 1983 gedauert, bis Mädchen in der Statistik der Jugendfeuerwehr erfasst wurden“, resümierte Kreisjugendfeuerwehrwart Jan Becker. In den 70er Jahren wurden nach und nach die Jugendfeuerwehren aufgebaut, heute werden die Kindergruppen in den Feuerwehren gegründet, damit hier ein weiterer Anker zur künftigen Sicherung der Personaldecke des Ehrenamtes ausgelegt werden könne. Alles sei aber auch mit immer mehr Bürokratie- und Dokumentationsaufwand verbunden, welches zusätzlich zu den Jugendübungen, Aus- und Fortbildung der Jugendleiter und –betreuer im Ehrenamt erledigt werden muss. „Wir müssen dringend daran arbeiten, die Prozesse zu vereinfachen und zu digitalisieren. Aktuelle Herausforderungen an die Jugendfeuerwehren und an uns als Jugendverband im Landkreis Karlsruhe lassen ggf. eine Situation entstehen, bei welcher dies in einem Jugendverband unserer Größe nicht mehr uneingeschränkt im Ehrenamt möglich ist“, so Jan Becker. Neben Jugendübungen, bei denen die persönliche Schutzausrüstung, die Gesundheitsvorsorge, der Jugendschutz und der Schutz der Umwelt in der Zwischenzeit einen höheren Stellenwert eingenommen hat, als in den Anfangsjahren. Auch die Aufgabe der allgemeinen Jugendbildung haben sich die Jugendfeuerwehren auf die Fahnen geschrieben und in der Jugendordnung wird der Einsatz für die freiheitlich-demokratische Grundordnung und die parlamentarisch-repräsentative Willensbildung nach den Zielen des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland festgehalten, was in Anbetracht der weltweiten Entwicklung umso wichtiger wird. Jan Becker bedankte sich bei allen herzlich, die die Jugendarbeit in den letzten 50 Jahren im Landkreis Karlsruhe erfolgreich vorangebracht haben.

Landrat Dr. Christoph Schnaudigel warf zunächst einen Blick in die Geschichte: „Freiwillige Feuerwehren gehören zu den ältesten Bürgervereinigungen. Es waren Bürger, die sich im 19. Jahrhundert selbst in „Löschvereinen“ organisiert hatten. Das war damals etwas ganz Fortschrittliches: der Einwohner nicht mehr als Untertan, sondern als Akteur und Mitgestalter gesellschaftlicher Strukturen!“

In Baden wurde in Durlach im Jahr 1846 die erste Wehr gegründet. Heute sei die Feuerwehr längst gesetzlicher Auftrag der Kommunen. Am Wesen der Freiwilligen Feuerwehren habe sich aber nichts verändert, so Schnaudigel. Die allermeisten Wehren seien nach wie vor mit ehrenamtlichen Kräften besetzt, die sich freiwillig und uneigennützig engagieren. Der Kreisfeuerwehrverband Landkreis Karlsruhe vertritt nun die Interessen der Feuerwehrangehörigen schon seit 50 Jahren. „Das Portfolio umfangreich und durchaus anspruchsvoll.“ Hierzu zählen das Kümmern um die Belange der Wehren. Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sorge dafür, dass die breite Öffentlichkeit einen Blick hinter die Kulissen werfen kann und z. B. über Großaktionen, Einsätze und sonstige Ereignisse informiert werden. „Die Städte, Gemeinden und der Landkreis sorgen für die materielle Ausrüstung. Der Verband unterstützt die immateriellen Werte“, fasste Christoph Schnaudigel zusammen. Die Fähigkeiten der Feuerwehr seien aus unserer Gesellschaft nicht wegzudenken und werden auch in Zukunft dringend gebraucht werden. Die Zukunft gehöre dem partnerschaftlichen Zusammenwirken von Gemeinden, Feuerwehren, Polizei und den Hilfs- und Rettungsorganisationen. Bürgermeister Dr. Moritz Heidecker (Ettlingen) schloss sich den Worten des Landrates an und bestätigte dem Kreisfeuerwehrverband Landkreis Karlsruhe eine funktionierende Lobbyarbeit im Landkreis. „Die Feuerwehren genießen in unseren Städten und Kommunen ein hohes Ansehen“, so Heidecker. Es würden nicht nur das Jubiläum des Kreisfeuerwehrverbandes gefeiert, sondern die Menschen, die das Ehrenamt ausmachen. Vieles habe sich verändert, aber nicht, dass die Feuerwehren für Verbindung der Gemeinschaft und für Solidarität im Landkreis und über die Grenzen hinaus, stehen. Bedenklich seien jedoch die Entwicklungen, dass die Einsatzkräfte immer mehr vor Angriffen, Gaffern und Gewalt an der Einsatzstelle geschützt werden müssten. Herr Heidecker bedankte sich auch bei Jan Becker für die tolle Jugendarbeit und sprach eine Einladung zum Jugendzeltlager in Ettlingen aus.

Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg Michael Wegel überbrachte die Glückwünsche des Landesfeuerwehrverbandes BW. „Wir sind nicht nur als Berater da, sondern auch als Mahner“, merkte Michael Wegel an. Es müsse aufgepasst werden. Neue Aufgaben können nicht einfach alle vom Ehrenamt übernommen werden. „Verbrennen Sie bitte nicht die Freiwilligen Feuerwehren“. Er ging ebenfalls nochmals auf die, von Jan Becker angesprochenen Entbürokratisierungswünsche und -pläne ein, die aber auch ankommen müssten, wo sie Entlastung bringen sollen. Das Thema müsse jetzt von allen gemeinsam angegangen werden. Die Einsätze seien gestiegen und die „kleinen“ neuen Randaufgaben trafen und treffen immer die Feuerwehren. Michael Wegel führt weiter aus, dass die Feuerwehren alle verbänden. Die Jüngsten bis hin zu allen in den Altersabteilungen. „Das ist toll! 50 Jahre Verbandswesen!“ Michael Wegel zollte Respekt der gemeinsamen Arbeit, vor allem des Netzwerkens zwischen den Feuerwehren, Politik und Kommunen.

Polizeihauptkommissar Thomas Weigand bedankte sich für die Einladung im Namen des gesamten Polizeipräsidiums. Als Zeichen der Verbundenheit der Blaulichtorganisationen gratulierte er recht herzlich zum 50. Jubiläum. „Gemeinsame Aufgaben und Ereignisse lassen sichtbar werden wie verzahnt unsere Organisationen sind und Hand in Hand arbeiten,“ stellte Weigand fest. Als Beispiel fügte er das Bahnunglück in Ubstadt/Zeutern an. „In der ersten Einsatzphase ist es chaotisch. Alle Einsatzkräfte treffen an der Einsatzstelle ein und gemeinsam muss das Chaos bewältigt werden.“ Nie sei im Laufe des Tages abzusehen, was auf einen zukommen werde. Daher zeigt sich, dass gemeinsames Üben eine gute Vorbereitung auf den Ernstfall hilft.“ Er bedankt sich für die gute Zusammenarbeit hier im Landkreis Karlsruhe.

Vorsitzender des Stadtfeuerwehrverbandes Karlsruhe Ulrich Volz berichtete, dass die  fünf Jahrzehnte nicht nur für den Aufbau der gemeinsamen Zusammenarbeit in Form von Themen- und Fortbildungsabende stehen würden, welche gemeinsam entwickelt und regelmäßig angeboten werden. Auch der Stand bei der Messe „Offerta“ solle weiter gemeinsam bestritten werden. Auch während Corona zogen die zwei Verbände an einem Strang und so konnten kurzfristig Online-Fortbildungsveranstaltungen auch in der Pandemie angeboten werden. Am Anfang wurden die Ziele der gemeinsamen Zusammenarbeit niedergeschrieben. Dies gilt z. B. für ein gemeinsames IT-System, die Jugendfeuerwehren und die PSNV konnten zusammengebracht werden. Begonnen habe es mit Aus- und Fortbildungen und es sei feststellbar, dass die kontinuierliche Zusammenarbeit immer mehr Früchte trägt. Auch gäbe es mal unterschiedliche Meinungen, aber das müsse man aushalten können, schloss Ulrich Volz.

Musikalisch wurde der Festabend von zwei Saxophonistinnen der Musikschule Ettlingen, Lili Hornung und Ramona Herz, mit einer musikalischen Zeitreise durch die letzten 50 Jahre begleitet.

Der Verband nutzte den feierlichen Rahmen auch, um Ehrungen für die langjährige und erfolgreiche Arbeit in der Feuerwehr auszusprechen.

Kreisbrandmeister Jürgen Bordt bekam aufgrund seiner langjährigen und wertvollen Tätigkeit die Ehrenmedaille in Silber des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg durch den Präsidenten Michael Wegel überreicht.

Eckhard Helms bat den Ersten Landesbeamten Kurt Bühler für die Ehrung mit der Deutschen Feuerwehrehrenmedaille für sein Engagement rund um das gesamte Feuerwehrwesen, dem Bevölkerungsschutz und in der Jugendfeuerwehr auf die Bühne. Auch Landrat Dr. Christoph Schnaudigel, wurde für sein großes Engagement für die Stärkung des Bevölkerungsschutzes und die Förderung der Feuerwehren im Landkreis Karlsruhe die Ehrenmedaille in Gold des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg überreicht.

Jan Becker überreichte, zusammen mit dem ehemaligen Landesjugendleiter der Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg Thomas Häfele, die Ehrennadel der Deutschen Jugendfeuerwehr in Gold an die stellvertretende Verbandsvorsitzende Agathe Meinzer für ihren langjährigen Einsatz und Engagement in der Kreisjugendfeuerwehr des Landkreises Karlsruhe. „Agathe Meinzer lebt und brennt seit vielen Jahren für die Arbeit im Kreisfeuerwehrverband und in der Jugendfeuerwehr. Es ist ihr Lebenswerk!“, so fasste Jan Becker das unermüdliche Engagement von Agathe Meinzer zusammen.

An diesem Abend blieb nach einem gemeinsamen Essen auch Raum für Gespräche und einem gegenseitigen Austausch bevor alle Gäste sich im Schlosshof des Ettlinger Schlosses versammelten. Dort eröffneten die Fackelträger aus den Feuerwehren des Landkreises unter dem Kommando von Christian Bauer die „kleine Serenade“,  welche den Festabend durch Abordnungen der Spielmannszüge aus Eggenstein-Leopoldshafen und Graben-Neudorf unter der Leitung von Bianca Lang und Kreisstabführer Jörg Kemm sowie durch die Feuerwehrkapelle Jöhlingen unter Leitung ihres Dirigenten Jürgen Knam ausklingen ließ.

Text: Stefanie Hoffmann, für den KFV
Bilder: Robert Redinger, für den KFV