Die interkommunale Zusammenarbeit der Feuerwehren ist eine wichtige Möglichkeit, um im Einsatzfall auch über die Stadt- und Gemeindegrenzen hinweg Hilfe bei Unfällen, Bränden und sonstigen Schadensfällen leisten zu können. „Die Verantwortlichen der Feuerwehren in benachbarten Städten und Kreisen sollen sich kennen, um im Einsatzfall auch gut und effektiv zusammen arbeiten zu können“ steht im Ziel der „Karlsruher Runde“. In jährlichem Wechsel der Tagungsorte im Landkreis Germersheim, in der Stadt Karlsruhe und im Landkreis Karlsruhe treffen sich die Führungskräfte aus den Feuerwehren. „Wir wollen heute wenig Feuerwehr, viel Gemeinschaft, keine Politik und viel gemeinsamen Austausch“, stellt Leitender Branddirektor Florian Geldner am Montagabend in den Mittelpunkt des Treffens in der neuen Karlsruhe Hauptfeuerwache.
Der Chef der Karlsruhe Feuerwehr, die sich in zwei Wachen der Berufsfeuerwehr und 16 Standorte der Freiwilligen Feuerwehr gliedert, begrüßte die Gäste vor der großzügigen Fahrzeughalle der Hauptfeuerwache. Für die Feuerwehren aus dem benachbarten Bundesland Rheinland-Pfalz begrüßte er stellvertretend den neuen Brand- und Katastrophenschutzinspektor (BKI) des Landkreises Germersheim, Mike Schönlaub. Aus dem Landkreis Karlsruhe begrüßte er Kreisbrandmeister (KBM) Jürgen Bordt. „Ich freue mich außerordentlich, dass wir mit Thomas Hauck auch den früheren Kreisbrandmeister und mit Günther Bechtold auch meinen Amtsvorgänger heute begrüßen können“, führte Geldner weiter aus. Die beiden Feuerwehrverbände waren durch deren Vorsitzende Ulrich Volz, Stadt Karlsruhe und Eckhard Helms, Landkreis Karlsruhe vertreten.
Diese Veranstaltung hat immer auch einen informativen Teil. In diesem Jahr war dies in erster Linie die Besichtigung der neuen Hauptfeuerwache der Stadt Karlsruhe. Aufgeteilt in drei Gruppen, konnten die Gäste das Gebäude und die vielen technisch sehr interessanten Einrichtungen besichtigen. Florian Geldner übernahm selbst die Führung einer Gruppe. Fachlich sehr gekonnt und sympathisch und kurzweilig vorgetragen, stellte der Leitende Branddirektor das Gebäude vor. „Nach über 25 jähriger Vorbereitungs- und Planungsphase haben wir heute ein funktionelles Gebäude mit einem technischen Niveau, das den Erfordernissen der Berufsfeuerwehr entspricht“, führte Geldner zu dem 90 Millionen Euro Projekt aus. Er lobte auch die Entscheidung, die Integrierte Leitstelle für den Stadt- und Landkreis Karlsruhe in unmittelbarer Nähe auf dem Gelände der Hauptfeuerwache anzusiedeln. Stefan Sebold leitet diese Einrichtung, die alle Notrufe und Notfalleinsätze der Feuerwehren, des Rettungsdienstes und des Katastrophenschutzes annimmt und die Einheiten bei den Einsätzen unterstützt.
Die neue Hauptfeuerwache ist auf den Dienstbetreib der Berufsfeuerwehr mit dem Schichtdienst von 8 Uhr bis 8 Uhr am nächsten Morgen konzipiert. So sind die Arbeitsbereiche während der Bereitschaftszeiten ebenso auf den Dienstbetreib mit mindestens 20 Funktionen ausgelegt, wie die Ruheräume, der Sport- und Fitnessbereich und der Aufenthaltsbereich mit einer Gemeinschaftsküche. „Die Stadt Karlsruhe hat uns mit dem begrünten Dach einen Bereich geschaffen, der nicht nur die Anforderungen an Biodiversität, Nachhaltigkeit und Klimaschutz erfüllt sondern unseren Feuerwehrbeamtinnen und Feuerwehrbeamten hervorragende Sportmöglichkeiten bietet, ohne dass man das Gelände der Feuerwache verlassen muss“, erläutert Geldner auf dem Naturidyll mitten in der Stadt. Neben den Laufangeboten in diesem Bereich hat die Feuerwache auch eine Sporthalle und ein Freispielfeld. Der Kraftraum rundet das Sport- und Fitnessangebot ab. „Wir tun alles, damit wir unseren Kolleginnen und Kollegen Sportangebote bieten, damit Sie ihre Fitness für den Einsatzdienst bis zu ihrem Pensionsalter von 60 Jahren gut erhalten können“, erläutert Geldner das Ziel der Branddirektion, die für diese Aufgabe auch seit vielen Jahren schon eine Sportlehrerin beschäftigt.
Interessant und einzigartig ist die Gestaltung der Fahrzeughalle. „In der geräumigen Halle können sich die Fahrzeuge nach der Alarmierung in der Fahrstraße zur Abfahrt aufstellen und gemeinsam durch das eine Tor ausrücken“, erläutert Geldner das System, das aus dem nahen Frankreich bekannt ist. In Bereitschaft stehen die Feuerwehrfahrzeuge dann in der geräumigen Halle rechts und links der Fahrstraße bereit. Für zehn Abrollbehälter wurde eine platzsparende Aufzugslösung am Eingang zur Fahrzeughalle realisiert. Der jeweils für den Einsatz benötigte Abrollbehälter wird mit einem Aufzug zum Aufsatteln in den Erdgeschossbereich gebracht. Moderne Büroräume für den Verwaltungsbereich komplettieren das Raumangebot für die Beschäftigten mit Bürotätigkeit.
„Ich habe die Bitte, dass sich die Gäste heute in Tischgruppen mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern gemischt aus den drei Bereichen zum Gedankenaustausch zusammen setzen“, richtete Geldner an seine Gäste und lud diese zu dem von der diensthabenden Wachmannschaft angebotenen Imbiss ein. Die Gäste nahmen die Bitte des Gastgebers an und nutzen die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch. Themen bei den Gesprächen waren auch die geplante Beschaffung von Mehrzweckbooten für den Rhein, das Gefahrstoffkonzept des Landes nach der Änderung der einschlägigen Dienstvorschrift oder einfach Anschaffungen für die Feuerwehren oder der Neubau von Feuerwehrhäusern auf beiden Seiten des Rheines. „Die Rauchwolke beim Großbrand in Hockenheim in der letzten Woche war auch weit aus der Pfalz zu sehen und erinnerte mich an den Großbrand bei Goodyear“, stellte ein Feuerwehrkamerad aus der Pfalz fest. Auch damals haben die Feuerwehren rheinübergreifend zusammen gearbeitet. Mit der Zuversicht, dass man sich im nächsten Jahr auch wieder in Präsenz treffen kann, fand die Karlsruher Runde 2022 ihr Ende.