Am Freitag gegen 19.45 Uhr kam es bei Rhein-Kilometer 367,5, Ortslage Ölhafen Karlsruhe, zu einer Schiffshavarie. Das mit etwa 2.500 Tonnen Gasöl beladene belgisches Tankmotorschiff (TMS) „Vantrans“ mit einer Länge von 110 Metern und 10,50 Meter breit wollte rückwärts aus dem Ölhafen Karlsruhe auslaufen. Aufgrund einer Fehleinschätzung des Schiffsführers kollidierte das TMS mit einer Spundwand am Ufer der Hafeneinfahrt. Das Schiff trieb auf den Strom und lief auf Grund. Bei einer dieser Kollisionen riss die Schiffswand etwa 1,5 bis 2 Meter unterhalb der Wasserlinie auf der Backbordseite (links) an der zweiten Bugkammer auf. Verletzt wurde niemand.

Um 20.29 Uhr wurde die Berufsfeuerwehr Karlsruhe von der Feuerwehrleitstelle Karlsruhe zu einem Schiffunfall auf dem Rhein bei Rheinkilometer 368 alarmiert. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte stellte sich schnell heraus, dass beim Havaristen, der etwa 2.500 Tonnen leichtes ungefärbtes Gasöl geladen hatte, unter der Wasseroberfläche ein Produktaustritt festgestellt worden ist. Der Einsatzleiter Bernd Fuchs von der Berufsfeuerwehr Karlsruhe veranlasste daraufhin einen Rheinalarm. Infolge wurden die Feuerwehrleitstelle Heidelberg, die Integrierte Leitstelle Südpfalz sowie die Feuerwehren der Rheinanlieger-Gemeinden in Richtung Philippsburg um 21 Uhr über das Ereignis informiert.

Bei ersten Erkundungen im Bereich der Unfallstelle, diese befand nach dem Einlauf der Alb und der Belle in Eggenstein zwischen Rheinkilometer 368 und 369, war ein deutlich wahrnehmbarer Geruch von Heizöl zu bemerken. Was bei diesem Einsatz jedoch noch erschwerend dazukam, war, dass der Rhein immer noch Hochwasser führte (6.60 m Pegel mit einer Abflussmenge von ca. 2100 m³/s). Das bedeutete für die Einsatzkräfte der Feuerwehr, dass man nicht ohne Weiteres von der Landseite an den Havaristen herankommen konnte, was jedoch unter großen Schwierigkeiten dann doch einem Fahrzeug letztendlich gelungen ist. Der ganze Bereich des Rheinauenwaldes war noch überflutet.

Während sich die alarmierten Feuerwehren Eggenstein-Leopoldshafen, Linkenheim-Hochstetten, Rheinstetten mit ihren Booten bereitmachten, wurde auch noch die Führungsgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Dettenheim alarmiert. Das Boot der Freiwilligen Feuerwehr Linkenheim-Hochstetten fuhr zum Havaristen, dort war jedoch schon das zur Hilfe geeilte Tankmotorschiff „Bodensee“ dabei, das havarierte Tankschiff freizuschleppen. Dies gelang auch, sodass nach ca. zweidreiviertel Stunden Liegezeit im Strom das verunfallte Schiff von dem Tankmotorschiff „Bodensee“ in Richtung Ölhafen geschleppt werden konnte. Kurz vor der Einfahrt zum Ölhafen riss dann noch eine Stahltrosse. Da das havarierte Tankschiff jedoch schon in der Hafeneinfahrt lag, konnte dieses mit voller Kraft voraus das ruhige Wasser des Hafens erreichen.

Um die Gefahr für die Umwelt einzugrenzen, musste um das Schiff, nach dem es seinen Liegeplatz erreicht hatte, eine Ölsperre errichtet werden. Mit dem Mehrzweckboot vom Ölhafen wurden alle Vorbereitungen getroffen, damit das Schiff gleich an der gelegten Ölsperre entlang anlegen konnte. Nach dem Anlegen stellte man fest, dass der Wind immer wieder die Ölsperre zu weit an das Schiff blies und somit das austretende Öl durch den Druck unter der Sperre durchkam. Durch eine weiträumige Bucht auf der Höhe der Austrittsstelle wurde die Ölsperre dann fixiert, das Problem konnte mit dieser Maßnahme gelöst werden. Um jedoch sicherzugehen, wurde von den Einsatzkräften der Berufsfeuerwehr Karlsruhe eine zweite Ölsperre in einem 2-Meter-Abstand zum Schiff verlegt. Dann begann man mit dem Abpumpen der leckgeschlagenen Kammer. Es wurde bewusst einseitig entladen, sodass sich das Schiff auf der Steuerbordseite in Schräglage begab und das Leck dann über der Wasseroberfläche sichtbar wurde. Es wurden deutliche Eindellungen und ein etwa zehn bis 20 Zentimeter langer Riss in der Schiffswand festgestellt.

Durch die einseitige Entladung kam nicht nur das Leck zum Vorschein, sondern der Produktaustritt konnte sukzessiv gestoppt werden. Von den geladenen 2.500 Tonnen Ladung waren nach abschließenden Ermittlungen etwa 2.500 Liter Gasöl ausgetreten. Der Bereich des Ölhafens wurde dadurch verunreinigt. Die Wasserschutzpolizei Karlsruhe, die Werkfeuerwehr Miro sowie die Mitarbeiter des Ölhafens waren bis in die frühen Morgenstunden im Einsatz. Die Berufsfeuerwehr Karlsruhe war mit 30 Einsatzkräften vor Ort. Florian Geldner, Leiter der Branddirektion Karlsruhe, wurde durch seinen Einsatzleiter vor Ort immer wieder über die eingeleiteten Maßnahmen auf dem laufenden gehalten. Einsatzleiter Willy Ness von der Freiwilligen Feuerwehr Eggenstein-Leopoldshafen koordinierte die Maßnahmen der Freiwilligen Feuerwehren Eggenstein-Leopoldshafen, Linkenheim-Hochstetten, Rheinstetten, Graben-Neudorf und Dettenheim mit Einsatzkräften der Landkreisfeuerwehren. Die Maßnahmen beschränkten sich auf die Sichtung von Ölschlieren im Bereich des Stromes und den angrenzenden Rheinauen. Durch einen ersten Erkundungsflug des Polizeihubschraubers wurden geringfügige Verschmutzungen im Bereich des Altrheines festgestellt.

Wegen der einbrechenden Dunkelheit wurde aus Sicherheitsgründen für die Einsatzkräfte des Landkreises durch den Einsatzleiter Willy Nees in Absprache mit dem in der Einsatzleitung im Ölhafen anwesenden stellvertretenden Kreisbrandmeister Werner Rüssel der Einsatz gegen 23 Uhr beendet. Durch den in der Einsatzleitung anwesenden stellvertretenden Kreisbrandmeister wurde Bezirksbrandmeister Jürgen Link vom Regierungspräsidium Karlsruhe immer über den Stand der Dinge zeitnah informiert. Die Werkfeuerwehr des Kernkraftwerks Philippsburg hatte als Präventivmaßnahme den Einlauf zum Kernkraftwerk mit einer Ölsperre abgesichert. Der Leiter der Werkfeuerwehr KKP informierte den stellvertretenden Kreisbrandmeister telefonisch über diese Maßnahme.

Nach den ersten Maßnahmen konnte der Einsatz im Ölhafen dann gegen 2 Uhr am Samstagmorgen auch von der Berufsfeuerwehr beendet werden. Gegen 2 Uhr wurde durch den stellvertretenden Kreisbrandmeister und Herrn Katzoreck vom Umweltamt des Landratsamtes Karlsruhe nochmals am Rhein beim Fähranleger in Leopoldshafen eine Kontrolle durchgeführt. Dort war jedoch nichts mehr festzustellen, außer einem leichten Heizölgeruch. Am Samstagmorgen um 10 Uhr wurde von der Wasserschutzpolizei durch ihren Leiter, Polizeidirektor Wolfgang Ochner vom Regierungspräsidium Karlsruhe, und seinen Beamten eine Konferenz einberufen. Teilnehmer waren je ein Vertreter der Feuerwehren von der Berufsfeuerwehr durch Sascha Dietrich und des Landkreises vertreten durch den stellvertretenden Kreisbrandmeister Rüssel, vom Regierungspräsidium Karlsruhe Referat 52 Wasser u. Boden Referatsleitern Renate Adler-Kuhn sowie der Referatsleiterin vom Referat 56 Naturschutz u. Landschaftspflege, Dr. Luise Murmann-Kristen sowie für eventuelle Rückfragen telefonisch erreichbar die Leiterin vom Referat 53.2 – Gewässer I. Ordnung, Hochwasserschutz, Bau und Betrieb, Elke Rosport., Vertretern des Wasser-und Schifffahrtsamtes in Mannheim, Außenstelle Karlsruhe, Herrn Lösch, dem Hafenmeister des Ölhafens, sowie ein Vertreter der MIRO und der Stadt Karlsruhe, Bereich Trinkwasser. In dieser Konferenz wurden die weitern Maßnahmen zur Einsatzaufarbeitung besprochen, und die weitere Vorgehensweise beschlossen. Wenige Minuten vor Beginn der Konferenz war nochmals der Polizeihubschrauber für eine abschließende Luftaufklärung gestartet, es wurden während des Fluges, der vom Ölhafen ausgehend bis nach Philippsburg ging keine optisch wahrnehmbaren Verunreinigungen des Rheins durch Gasöl festgestellt. Nur im Bereich Leopoldshafen Eingang zum Altrhein und weiter zum Schmugglermeer wurden leichte Ölschlieren wahrgenommen. Als Maßnahme war eine nochmalige Kontrolle des festgestellten Bereiches, wobei keine Rückstände mehr festzustellen waren. Nach dem diese Nachricht vom Polizeihubschrauber eingegangen waren, war allen Beteiligten klar, dass man mit einem blauen Auge davongekommen war.

Der Bitte von Adler-Kuhn an Wasserschutzpolizei in den nächsten Tagen Wasserproben zunehmen und zu untersuchen zulassen, wurde vonseiten der Wasserschutzpolizei entsprochen. Der Sachschaden wird momentan auf etwa 250.000 Euro geschätzt. Wie sich die Kosten weiterentwickeln, lässt sich im Moment noch nicht sagen. Die Wasserschutzpolizeistation Karlsruhe ermittelt.

 

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