Brand eines Recyclingbetriebes in Oberderdingen-Flehingen

Zu einem kräftezehrenden Einsatz von Mensch und Gerät wurde die Freiwillige Feuerwehr Oberderdingen am vergangenen Montag gegen 21:12 Uhr zu einem Brand in einem Recyclingbetrieb in Flehingen in den Robert-Bosch-Ring alarmiert. Bereits beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte stand die Halle nahezu im Vollbrand. Aus diesem Grund wurde die Alarmstufe entsprechend erhöht um weitere Einsatzkräfte nach Flehingen zu holen. Nicht nur vom gesamten Landkreis Karlsruhe (von Ettlingen über Waghäusel bis nach Kürnbach) wurden einzelne Fahrzeuge herbeigeholt, vielmehr auch aus dem benachbarten Enzkreis, sowie aus Eppingen und dem Stadtgebiet Karlsruhe.

Einsatzabschnitt 1 – Wasserförderung

Dies war die größte Herausforderung des Einsatzgeschehens. In Spitzenzeiten wurde über 5.000 l pro Minute pro Seite (3 Seiten) abgegeben. Daher wurden frühzeitig Alternativen in Erwägung gezogen. Die beiden Freibäder Oberderdingen und Flehingen schieden beide aus. So entschloss man sich, einen Pendelverkehr in umliegende Kommunen zu organisieren. Neben Großfahrzeugen, hierunter die FF Ötisheim mit ihrem GW 74 setzte man sich mit Landwirten in Verbindung. Diese brachten zunächst aus Zaisenhausen und Gochsheim, im späteren Verlauf aus Gölshausen und Knittlingen (See im Weissacher Tal) an die Einsatzstelle gebracht. Hierfür wurden Übergabestellen aufgebaut. Übergabestelle 1: AB Wasser mit AB Mulde (18.000 l), an der Übergabestelle befanden sich 2 Faltbehälter für ca. 10.000 l Löschwasser parat.  

Einsatzabschnitt 2 – Brandbekämpfung

Aufgrund der schnell sichtbaren Verformung der Dachträger inkl. Dach wurde entschieden, die Brandbekämpfung im hinteren Bereich ohne Innenangriff vorzunehmen. Im rückwärtigen Bereich wurde hierzu die Drehleiter aus Flehingen stationiert im vorderen Bereich nahm die Besatzung der Drehleiter aus Bretten die Brandbekämpfung auf. Beide Fahrzeuge wurden durch Löschfahrzeuge ihrer Abteilungen gespeist. Im rückwärtigen Bereich stand weiteres Löschgruppenfahrzeug um eine Brandbekämpfung von der Seite vornehmen zu können, zwei weitere fuhren durch das Haupttor in das Firmengelände ein.

Einsatzabschnitt 3 – Atemschutz

Der Einsatzabschnitt 3 kümmerte sich um die Bereitstellung und Ausgabe der Atemschutzgeräte bzw. Filter und Schutzmasken. Hierzu wurde der AB Atemschutz der FF Bretten nach Flehingen gebracht. Im weiteren Verlauf wurde die Feuerwehr Pforzheim mit ihrem GW Atemschutz angefordert.

Einsatzabschnitt 4 – Innenangriff

Dieser Einsatzabschnitt wurde erst im weiteren Verlauf gebildet. Durch den an der vorderen Seite befindlichen Gebäudetrakt wurde ein Innenangriff vorgenommen. Mit Hilfe von mehreren nacheinander eingesetzten Trupps konnte so mit äußerster Sorgfalt und größter Eigensicherheit erreicht werden, dass ein Überschlag der Flammen und somit dessen Zerstörung gemeldet werden musste.

Die Feuerwehr Bruchsal rückte mit mehreren Fahrzeugen an. Die Führungsgruppe unterstützte die Einsatzleitung und sorgte für die Koordination der Vorhaltung des Löschwassers. Hier wurden die Ideen gesammelt und dem Einsatzleiter zur Entscheidung vorgelegt. In der Anfangsphase erhielt der Oberderdinger Kommandant Thomas Meffle Unterstützung durch den Bezirksbrandmeister Jürgen Link. Dieser brachte Dr. Ronald Richter (Direktionsdienst BF Karlsruhe) mit, der zufällig im gleichen Wohnort von Jürgen Link wohnt. Dieser konnte frühzeitig eine erste Einschätzung zur Statik geben. Die anfangs befürchtete Problematik der Statik (Verformung der Träger und Daches) bestätigte sich nach Auskunft  beim Rathaus Oberderdingen am Mittwochmorgen nicht.  

Ebenfalls frühzeitig lies die Einsatzleitung entsprechende Warnmeldungen über die sog. KAT-WARN App bzw. NINA-App an die Nutzer mitteilen, um Fenster und Türen geschlossen zu halten. Der beißende Geruch war bis weit in den Dienstag hinein wahrnehmbar, jedoch zu keinem Zeitpunkt gesundheitsgefährdend. Entsprechenden Proben wurde hierfür zur Untersuchung nach Mannheim gebracht. Ständige Messungen vor Ort wurden durch den Gefahrstoffzug Nord, den Erkundungsfahrzeugen aus Karlsruhe und Bretten, sowie Kameraden aus Illingen vorgenommen. Entsprechende Fachberater des Landkreises unterstützen entsprechend. Ebenfalls wurde ständig die Thermik beobachtet, um die durch den Geruch betroffenen Gebiete ausreichend zu warnen und informieren.   

Leider kommt es bei Einsätzen in diesen Dimensionen jedoch vor, dass eine entsprechende Löschwirkung nur durch Zuführung Schaum zu erreicht werden kann. Ebenfalls passiert es, dass das kontaminierte Löschwasser, trotz allerhöchster Vorsichtsmaßnahmen in das Ökosystem gelangt. Aus diesem Grund wurde ein Experte der Unteren Wasserbehörde (Landratsamt Karlsruhe) hinzugezogen, um das weiteren Vorgehen abstimmen zu können.

Am Nachmittag konnte dann auch mehrere spezielle Saug- und Tankwagen einer Spezialfirma an die Einsatzstelle beordert werden, um kontaminiertes Löschwasser aufzunehmen und fachgerecht zu entsorgen. Die bereits in der Nacht informierten Klärwerke werden ebenfalls noch einige Zeit mit dem Ausmaß der benötigten Wassermassen beschäftigt sein.

Zur Lageerkundung und Unterstützung der Einsatzleitung flogen während der gesamten Einsatzdauer 2 Drohnen der Feuerwehr Knittlingen die Einsatzstelle ab. Zwei weitere Drohnen (Polizei und ASB Karlsruhe) waren ebenfalls in der Luft, unterstützen jedoch aufgrund anderer Aufgaben die Einsatzleitung der Feuerwehr nicht.

Im Hof einer gegenüber befindlichen Spedition richtete sich die Einsatzleitung ein. Unterstützung bekam diese durch die Führungsgruppe „Unterkreis Bretten Ost“ sowie der Führungsgruppe der Feuerwehr Bruchsal. Während die Lageskizze des Brandortes direkt am ELW der Feuerwehr Oberderdingen dokumentiert wurde, zeigten sich die Kameraden aus Bruchsal für die Wasserförderung mit entsprechenden Lagekarte verantwortlich. Ebenfalls die durchgeführten Messungen wurden hier entsprechend dokumentiert. Beide Einheiten wurden im weiteren Verlauf durch Kameraden der Führungsgruppen aus Bretten und Eppingen abgelöst. Ebenfalls wurde am frühen Morgen aufgrund der Rauchbelästigung die Einsatzleitung in die Attenbergstraße, gegenüber des Feuerwehrhauses Flehingen, verlegt.

Die Einsatzleitung hatte der Oberderdinger Kommandant Thomas Meffle. Unterstützt wurde er von Bezirksbrandmeister Jürgen Link und dem stellvertretenden Kreisbrandmeister Bernd Molitor. Kreisbrandmeister Jürgen Bordt löst in den frühen Morgenstunden ab. Bürgermeister Thomas Nowitzki, sowie Marvin Keller vom Rathaus Oberderdingen unterstützten tatkräftig.

Jürgen Weber als Organisatorischer Leiter Rettungsdienst, sowie Jörg Klebsattel standen als Ansprechpartner für die Rettungskräfte/-dienst parat. Herr Dr. Friese als leitender Notarzt eilte ebenfalls nach Oberderdingen. Glücklicherweise gibt es keine verletzte Person zu beklagen. Mehrere Einheiten des Bereiches Ost kümmerten sich um die Versorgung der Einsatzkräfte mit Essen und Trinken. Die zentrale Stelle war zunächst im Bereich des Brandortes aufgebaut, im weiteren Verlauf wurde diese jedoch ins Feuerwehrhaus Flehingen verlagert.  

Herr Zoller stand anfangs für polizeiliche Fragen zur Verfügung.

Aufgrund der Rauchentwicklung im Bereich der B 293, sowie des sicheren Transportes von notwendigem Wasser an die Einsatzstelle wurde diese über längeren Zeitraum gesperrt. Ebenfalls wurde das Gebiet um die Einsatzstelle weiträumig gesperrt. Leider führte dies zu manch verärgertem Autofahrer, der sein Ziel an diesem Tag gar nicht, bzw. nur mit erheblichem Mehraufwand erreichen konnte.

Die Entstehungsursache ist nach wie vor unklar. Nach Auskunft von Herrn Dennis Krull, Polizeisprecher dürfte der Schaden in die Millionen gehen. Er war im Übrigen ebenfalls persönlich vor Ort. 

Anmerkung

Im gesamten Einsatzverlauf waren mehrere hundert Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und THW im Einsatz. Diese eilten aus dem gesamten Landkreis Karlsruhe, dem Enzkreis, Heilbronn, den Stadtkreisen Mannheim, Karlsruhe und Pforzheim nach Flehingen. Jede einzelne Einheit daher aufzuzählen, gestaltet sich schwierig und würde auch den textlichen Rahmen sprengen. Einzelne Einheiten und Aufgaben wurden jedoch dennoch ein wenig beschrieben. Wir möchten abschließend nochmals ausdrücklich erwähnen, dass jede einzelne Einsatzkraft zum Erfolg beigetragen hat, auch die Mitglieder der Jugendfeuerwehr (Einweiser). Wir möchten hiermit ausdrücklich um Ihr Verständnis bitten.